Freitag, 19. Juni 2015

Koffermarkt in Einsiedeln

Das ist so elend typisch für mich!
Da schleichen sich vor Jahren Koffermärkte in schweizerische Veranstaltungskalender. Ich denke wie viele "Das ist noch lustig," entwickle ein bisschen Neugier und vergesse es wieder. Seh' an Strassenrändern und im Internet Hinweise auf Koffermärkte - und verschiebe sie, auf die lange Bank.
Und jetzt, wo es deren so viele gibt, dass die informierte Zeitgenossin schon bald wieder denkt, es lange jetzt dann langsam, jetzt geh ich an meinen ersten Koffermarkt!

Ich bin halt einfach keine Trendnudel. Aber ich gehe. Am 27. Juni. Nach Einsiedeln. In einen Stall mit der zauberhaften Adresse "Brust 1".
http://koffermarkteinsiedeln.jimdo.com/
Und freue mich wie ein Schneekönig. Mitten im Sommer.

Vorteil davon, dass der Trend schon fast wieder vorbei ist: Ich habe im Brockenhaus einen nahezu unglaublich trendigen Koffer gefunden. Für ganze 10 Stutz. Ein wirkliches Schnäppchen und genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Pappe natürlich, jene Art Koffer, die Erich Kästner so oft beschreibt, wenn mal wieder ein Emil auf Reisen geht. Genau so sah der aus:


 Ich hab ein Gestell in den Deckel montiert, das sich zusammen klappen lässt, mit Florentinerpapier überzogen und mit Spitze befestigt, damit es zu meinen Sachen passt.








Bettina Wunderli von "La boite de couleur" (http://www.la-boite-de-couleurs.ch/index.php) hat übrigens meine Drucksachen optimiert; in einem Bilderrahmen präsentiert sich das genau wie ich es wollte und verdeckt den dummen Fleck im Deckel. (Ich muss unbedingt das Logo im Blog noch anpassen!)





Dazu hab ich noch eine Stofffahne mit "Nur 1" gemacht, sowas kann ich ja, die sich eventuell irgendwo aufhängen lässt.


 Füllen lässt sich so ein Koffer allzu leicht. Nur gut, dass man aussen herum noch etwas anhängen kann. Ich muss mich an der Nase nehmen und nicht zu viel ausstellen. Das ist definitiv ungesund für's Geschäft.
Ich freu mich (s.o.) - und hoffe natürlich auf viele Gäste, Kundinnen und Kunden!





Sonntag, 8. März 2015

Leinen, mehr als hundert Jahre alt

Die Frau auf dem Flohmarkt in Hannover sagte mir, sie habe dieses Teil in einer Wäschetruhe aus Schleswig-Holstein gefunden. Ein Kissenbezug sei es mal gewesen, für ein grosses Kissen allerdings. Aber wahrscheinlich kaum benutzt. Sie habe seinerzeit die Truhe eigenhändig geleert und noch andere schöne Sachen darin gefunden. Es handelte sich um eine Aussteuertruhe. Aussteuern, in stundenlanger Arbeit hergestellt, genäht, bestickt, gehäkelt - um dann  Jahrzehnte unangetastet in Schäften und Truhen zu liegen,einfach, weil das junge Mädchen dann doch nicht heiratete und es doch schliesslich schade ist, so schöne Sachen zu benutzen, wenn man ja noch nicht weiss, ob man es wohl eines Tages noch richtig braucht... - und "richtig" ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Terminus.

Reines altes Leinen. Da es etwas fest ist, taugt es nicht für feinere Dinge; eine Jacke wäre vielleicht gut. Hoffentlich reicht das Material...

Der Stoff lag, zu meiner Schande, die letzten paar Jahre wartend auf meinem Allerweltsbett, das eigentlich ein Gästebett ist und, wenn als solches nicht gebraucht, hauptsächlich dazu dient, meine Ideen aufzunehmen. Sprich, wenn ich denke, aus diesem Stoff könnte ich dieses oder jenes machen, aber im Moment keine Zeit, oder einfach keine Lust, habe, landet er auf diesem Bett, wo er mich gelegentlich daran erinnert, dass ich das ja noch vorhatte....










Jetzt wäre endlich Zeit. Zumal es Frühling wird und der Mensch eine leichte Jacke braucht.
Zwei Tage und ein paar Arbeitsstunden später sieht das ehemalige Kissen dann ganz anders aus:


Meine Schneiderpuppe fühlt sich! 


Ja, Taschen fehlen noch. Ich möchte sie mit schwarzem Leder einfassen, deshalb hab ich noch nicht weiter gemacht. Ebenso die Ärmelabschlüsse und vielleicht auch den Halsausschnitt. 

Leinen, mehr als hundert Jahre alt. Die Geschichte eines Stückes Stoff, hergestellt vielleicht in Holland, vielleicht auch im Norden von Deutschland, vielleicht aber sogar im Haushalt selber. Das habe man im 19. Jahrhundert noch vielerorts gemacht.
Eine Geschichte, die um 1870 begann. Vielleicht war sie letzten Endes tragisch. Vielleicht blieb das Mädchen unverheiratet, blieb im Haus der Eltern und entschlief schliesslich in der Bettwäsche ihrer Eltern, ohne ihre eigene Aussteuer je angerührt zu haben. Eine Truhe voll Wäsche, die nie angerührt wurde. Sowas kam vor. Wohl hatten Nachkommen des Hauses die Truhe dann auf den Dachboden gebracht. Die Tante brauche die Sachen ja nicht mehr. Und vergessen. Bis bei einem Hausverkauf, Estrichumbau, weiss Gott, was, die Truhe wieder zum Vorschein kam und dann den Weg zu einer Flohmarkthändlerin fand, die sich auf alte Stoffe spezialisiert hatte. 
Schon gut, geh ich ab und zu auf Flohmärkte!

Mehr als hundert Jahre...


Dienstag, 13. Januar 2015

Frühling?

Es dauert manchmal länger als man meint. Nicht mit dem Schnee, der ist bereits einer frühlingshaften Temperatur gewichen, nur Reste im Halbschatten.


Und dort, wo sich die Solarpanels auf dem Scheunendach im Tauwetter ihrer Last mit einem Schwung entledigten und die Hundsrose zudeckten. Zwei bis drei  Kubikmeter weichen Schnees aufs mal -und wir produzierten per sofort wieder Strom.



Im Hintergrund ist erkennbar, was der schmelzende Schnee sichtbar gemacht hat: Mäusehaufen. Manchmal machen sie ihre Gänge direkt unter der Schneeschicht, das sieht dann so aus:


Gut zu tun - im Frühjahr. Nein, mit der Schreiberei hat es länger gedauert. Aber eben - wie war das mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr?

Derweil hat mich eine Frau aus dem Dorf mit der Herstellung einer Zugluftrolle beauftragt, die sie braucht, um ihre Küchentüre im Winter abzudichten. Eine Weile lang war es ja auch wirklich kalt hier herum. Mittlerweile könnte man fast denken, der Frühling habe schon begonnen.
Ich hab die Rolle mit Wolle gestopft und zum Beschweren Kirschsteine hinein gearbeitet. So bleibt sie am Ort liegen, weil ja allein die Kirschsteine ein ganzes Kilo schwer sind.


Ausgefeilt ist das Produkt allerdings noch nicht, man muss ja die Hülle einfach waschen können. Und das geht nur mit einem Inlet, das sich rausnehmen lässt. Man muss das Teil also noch optimieren.
Beim nächsten Schneefall!




Montag, 29. Dezember 2014

Endlich...

Alle haben darauf gewartet. Am dringendsten die Skiorte. Weniger wohl die Flachländler. Am wenigsten die Autofahrer mit Sommerreifen.




In den Städten ärgern sich die ersten schon über Pflotsch - hier stimmt man die Schneeschauflerei vor der Haustüre auf die Zeiten des Schneepfluges ab, das erspart einem Arbeit. Und man übertrumpft sich gegenseitig mit Schneefräsen! Wo man's vor weihnachten noch mit aller Arten Beleuchtung, Schneemännern und Nikoläusen tat, reicht jetzt nurmehr das tolle Gerät aus dem Baumarkt. Wer kann schneller, grössere Fläche und vor Allem schwärzer - als ob das bei soviel Weiss das Ziel sein könnte. Unsere Nachbarin schüttelt jedenfalls den Kopf über uns, die wir es bei je einem Weglein zum Briefkasten, zum Vogelhaus und zum Kompost bewenden lassen. Was sind diese Städter faul! Aber unser Auto kann eben ganz alleine aus dem Schnee raus! 

Heute morgen sah es kurzfristig sogar so aus



Jetzt schneit es wieder. Wenn wir komplett eingeschneit sind, blog ich wieder. Vielleicht entsteht dazwischen was im Atelier - viel anderes kann ich eh nicht machen...



Montag, 24. November 2014

Die geheimnisvolle Blechbüchse

Solche Dinge passieren nicht so oft im Leben. Ich hab grad das Gefühl, jemand hat mir ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk gemacht:

Sehr älteres Ehepaar hat eine Züglete vor sich. Zieht um von einer Vier- in eine Zweizimmerwohnung. Muss reduzieren, was sich in all den vielen Jahren im Haushalt so angesammelt hat, sichten, was eigentlich noch im Keller und im Estrich... eine beinahe unendliche Geschichte also. (Keine Angst, ich werde sie nicht komplett erzählen!) Einige von diesen verlorenen Dingen, die man  wohl vergessen glaubte, landeten durch Zufall bei uns im Quartiertreff (an meinem Arbeitsort): Der Hochzeitsfrack zum Beispiel; Monate später der dazugehörige Zylinder, schliesslich ein wahrhafter Stetson, dann Fliege und Handschuhe zum Frack. Was ich denn sonst noch brauchen könne, fragt mich die Frau, und, da wäre noch eine Schachtel voll Spitzen...
In meinen Augen muss es geleuchtet haben. Ich zeigte den beiden diesen blog und ein paar meiner Werke. Und am Tag darauf kamen sie wieder mit dieser geheimnisvollen Büchse:


Einmal offen sah das dann so aus:


Wo doch gerade jetzt, nach so viel Arbeit für die Märkte, meine Vorräte an Spitzenband langsam zur Neige gehen.
Leintuchspitze, handgehäkelt:


Braucht vielleicht ein bisschen Javelwasser. Und das hier ist 20 cm breit:



Jede Menge feinste Spitzenbänder:





Ich kann hier gar nicht alles zeigen. Und schliesslich ein Kragen, auf Seide!


Ich habe viel zu tun nächstes Jahr.
Ideen wären bereits da. Umsetzung wartet jetzt aber bis 2015. Vorläufig Weihnachten, Märkte und kalte Füsse. Nächsten Sonntag, 30. November, den ersten. Ich freu mich.
Und sag den beiden herzlich und hiermit auch noch öffentlich danke!


Montag, 27. Oktober 2014

Heimat für einsame Socken

Wir kennen es alle: Die Wäsche ist gemacht, aber von zwei Socken fehlt der Partner. Vermutlich vom kleinen, gelben Sockenfresser verschlungen oder gar auf jenem Planeten gelandet, der laut Aussage eines Bürokollegen doch tatsächlich nur aus verlorenen Socken besteht.

Joachim Ringelnatz hat einst in einem Gedicht, allerdings Handschuhe betreffend, genau beschrieben, wie man sich in dieser Situation so fühlt:

Fand meinen einen Handschuh wieder

Als ich den einen verlor
warf ich den andern ins Feuer.
Und kam mir wie ein Verarmter vor
Schweinslederne sind so teuer.

Als ich den ersten wiederfand
"Shake hands, du ledernes Luder!
Dein eingeäscherter Bruder
und du und ich - im Dreierverband,
da waren wir reich und mächtig.
Jetzt sind wir niederträchtig."

Nun sind Baumwollsocken nicht so teuer wie Schweinslederne, trotzdem fehlt einem die zweite Hälfte zuweilen schmerzlich. Und man mag ja auch nicht immer originell sein und zwei verschiedene Socken tragen. Deshalb jetzt also die "Heimat für einsame Socken"




So haben die Verlassenen ein Plätzchen, wo sie gottergeben auf ihre besseren Hälften warten können. Wir Sockenbesitzer aber haben einen sicheren Ort für die einsamen Existenzen, wo wir sie, sollte denn Nr. 2 wieder auftauchen, auch wieder finden würden. Sollte das Auftauchen wider Erwarten nicht geschehen, kann man ja Nr. 1 immer noch wegwerfen.
Eine zweifelsohne praktische Einrichtung für alle mehr oder weniger Vergesslichen. 

Voilà, die ersten drei Exemplare:






Schon gemerkt? Ich bereite mich auf die Weihnachtsmärkte vor. Ich fabriziere sinnvolle Weihnachtsgeschenke.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Wenn die Blätter fallen...

... droht schon bald Weihnachten.
Beruflich ist das bei uns schon so, die Adventszeit dräut (was für ein Wort!) manchmal schon vor den Sommerferien. Jene, die für die organisierte Besinnlichkeit des Publikums verantwortlich sind, sollen sich frühzeitig in Weihnachtsguetslistimmung versetzen.

Sobald sich das bei mir eingestellt hat, kommt auch der Gedanke an den Weihnachtsmarkt. Dieses Jahr werden es bei mir sogar 2 sein: Ich bin mit meinen Sachen am 30. November am Engemer Weihnachtsmarkt und am 7. Dezember am Heiligen Bimbam im Plaza in Zürich (vis-à-vis Bezirksgebäude, falls jemand Lust hat). Das heisst, es braucht Material, weihnachtsmarkttaugliche Dinge, eher klein, dafür als Geschenke geeignet und nicht allzu teuer.

Also das Vorhandene durchgepflügt und eine Liste erstellen.




Dieser Stoff hier scheint mir zum Zerschneiden ein wenig zu schade. Leinen, vom Handwebstuhl. Immer wieder sehe ich das, so ein Webstuhl in einem Haushalt war halt nicht sehr breit. Hier zum Beispiel nur gerade 64 cm. Links und rechts eine Webkante. Und wenn es dann als Tischtuch hätte herhalten müssen, dann mussten halt 2 oder sogar 3 Bahnen her. Miteinander fein säuberlich mit kleinsten Stichen vernäht. Man sieht's manchmal kaum von blossem Auge.
Und dann sogar noch Monogramm und Jahreszahl:


Aber er hat Löcher, deshalb als Ganzes, als Tischläufer beispielsweise... Flicken?













Da tut es doch ein Rest Spitzendeckchen aus meiner Sammlung. Das Auftrennen der einzelnen Teile ist zwar relativ mühsam, aber vielleicht lohnt es sich ja.





Neun solcher Teile hab ich gebraucht, denn das Stoffstück hat 9 Flicken, Löcher oder sonstige Schadstellen.




Jedes einzeln mit Heftfaden festgemacht, damit es beim Nähen nicht rutscht.

Und dann los von Rom (pflegte meine Grossmutter zu sagen, wenn wir jetzt endlich gehen sollten...) Ab unter die Nähmaschine.




Rändchen? Einfassung der Webkanten? Noch eine Spitze  am Abschluss? Nein, es reicht. Ist alles perfekt und gut so. 
Tischläufer 64 mal 183 cm. Erhältlich am Weihnachtsmarkt. Demnächst.